Reisebericht vom 03. Februar 2011

Unsere Reise führt uns weiter Richtung Westen. Dafür wählen wir die Route über Land. Die ist zwar nichts besonderes, aber immer noch schöner als auf dem Highway. Nach bereits 3 Stunden erreichen wir die Stadt Parker. Parker liegt am Colorado River, an dem es wunderbar zu campen ist. Der Fluss bildet zugleich die Staats-Grenze zwischen Arizona und Kalifornien und eine Zeitgrenze. Wir bleiben auf der Arizona Seite und fahren am Fluss entlang. Überall stehen die Wohnmobile am Flussufer. Die meisten aus Kanada oder dem Norden der USA. Die wollen den Winter im angenehmen Klima von Arizona verbringen. Für heute wählen wir den River Island State Park, der aber gar nicht so billig ist. Ausserdem liegt er auch nicht besonders schön. Den Fluss können wir nicht sehen und schon bald stehen wir im Schatten der Berge. Sehr lange werden wir also nicht hier bleiben.

Wir entschliessen uns, heute umzuziehen. Wir haben herausgefunden, dass es in der Nähe günstigere und schönere Campingplätze gibt. Also starten wir nach dem Frühstück unseren Umzug und werden nach nur wenigen Kilometern fündig. Beim La Paz County Park bietet man uns verschiedene Plätze an. Aber leider genau der, der direkt am Fluss liegt, steht im Schatten eines riesigen Baumes. Also wählen wir einen Abseits, aber dafür mit Strom. Immer wieder kommen Leute bei uns vorbei um unser „Hüsli“ zu bewundern, fotografieren und einige Worte zu plaudern. 100‘000-mal erzählen wir die gleichen Geschichten. Unter anderem lernen wir auch ein nettes Ehepaar aus Arizona kennen Robert und Dee Ann. Am Samstag machen wir mit ihnen einen Ausflug zu einer Nahe gelegenen verlassenen Silbermine, aus der ein etwas spezielles Restaurant mit Live-Musik entstand. Und das alles inmitten von Nichts in der Wüste. Abends gehen wir zusammen in die Roadrunner Floating Bar zum Nachtessen.
Nun geniessen wir das schöne Wetter, das Thermometer kriecht teilweise über 30°C an. So richtig super. Länger als geplant sind wir nun hier geblieben, die Zeit vergeht wie im Flug. Wir könnten bestimmt noch lange hier ausharren, aber wir wollen noch bis nach Los Angeles.

Wir verlassen endgültig diese Region und auch Arizona. Bei Parker überqueren wir den Colorado River und schon sind wir in Kalifornien. Somit haben wir auch wieder eine Stunde dazu gewonnen. Ca. 180 Kilometer sind es bis nach Twentynine Palms. Dort befindet sich die Einfahrt zum Joshua Tree NP. Da wir ja im Besitz des America the Beautiful Annual Passes sind, müssen wir keinen Eintritt bezahlen. Die Strasse führt uns durch das zu Recht so bezeichnete Wonderland of Rocks. Wir haben uns den Campground Jumbo Rock ausgesucht. Der liegt wunderschön in der Felslandschaft. Der Name dieses ausgedehnten Parks bezeichnet sich auf den baumartigen Joshua Tree (Yucca), der an einigen Stellen der hier bereits wieder höher liegenden Halbwüste grosse Areale bedeckt. Das Zusammenspiel der oft bizarren Joshua Trees mit der eigenartigen Felslandschaft drumherum verleiht diesem Nationalpark einen unverwechselbaren Reiz.

Beim Verlassen wählen wir die Route durch den gesamten Nationalpark, so dass wir noch den Rest des Parks sehen. Tausende von diesen wirklich schönen und doch etwas kurligen Joshua Trees begleiten uns auf der Fahrt. Ab und zu müssen wir anhalten um einige Fotos oder Filmaufnahmen zu machen. Nachdem wir den Park verlassen haben, dauert es schon ca. eine gute Stunde bis wir auf den Highway Nr. 10 treffen. Dieser führt schnurgerade durch diverse Vororte und Mitten durch Los Angeles und endet in Santa Monica am Pazifik. Wir fahren heute nur bis Riverside wo sich laut unseren Infos ein gemütlicher State Park befindet. Zuvor füllen wir aber noch unsere Lebensmittel auf, um in Ruhe einige Tage im Park zu relaxen. Auf Anhieb finden wir den Park aber nicht die Lebensmittel.

Wow, das Wetter super, Temperaturen perfekt, genau so muss es sein. Wieder ein Tag den wir voll mit nichts tun ausnutzen. Auch lernen wir ein paar kurlige Leute kennen. Da heute gerade ein Fischer-Derby stattfindet, ist es relativ voll. Hie und da wird uns sogar ein eben gefangener Fisch angeboten.

Wir haben lange diskutiert ob wir hier noch einen Tag anhängen sollen. Aber wegen dem gewaltigen Verkehrsaufkommen in und um Los Angeles, haben wir uns entschlossen heute am Sonntag zum Pazifik zu fahren, da es verkehrstechnisch bestimmt besser läuft. Nun möchten wir gerne noch einige Tage am Strand verbringen. Wieder auf dem Highway 10 fahren wir relativ problemlos durch Los Angeles bis nach Santa Monica. Leider hat der State Park den wir uns vorgängig ausgesucht haben, geschlossen. Schade, wo finden wir nun direkt am Strand ein Plätzli? Überall stehen diese Schilder No Overnight Parking. Wir folgen der Küstenstrasse No. 1, fahren Mitten durch Malibu und haben schon bald die Hoffnung aufgegeben. Doch plötzlich, da drüben stehen doch einige Wohnmobile direkt am Strand. Und tatsächlich hier darf man gegen Bezahlung stehen. Hey, so guet, du. Nun stehen wir mit unserem „Hüsli“ direkt am Thornhill-Broome Beach. Und dies am Stadtrand von Malibu, wow. Hier werden wir auf jeden Fall unsere letzen Tage, bevor wir zurück nach Las Vegas fahren, bleiben. Das Wetter steht voll und ganz auf unserer Seite, 28°C, stahlblauer Himmel, ein fast einsamer Sandstrand und den Durst löschen wir mit kaltem Bier. Fast wie Ferien.

Oh, wie gerne würden wir einmal mit dem „Hüsli“ durch Hollywood fahren. Verkehrstechnisch dürfte dies aber ein schier unmögliches Unterfangen sein. Stundenlang studieren wir die Stadtpläne, wie und wo es eventuell doch möglich wäre. Zum Schluss kommen wir überein, es am Freitag auf jeden Fall zu versuchen.

Etwas früher als gewohnt brechen wir auf. Heute wollen wir es wissen. Zurück in Santa Monica biegen wir gleich in den Santa Monica Boulevard ein. Halten kurz am Strassenrand, und schon werden wir von Passanten angesprochen, bewundert, ausgefragt, fotografiert, nochmals ausgefragt, wieder fotografiert und so weiter. Ein älterer Herr ist dermassen fasziniert von uns und unserem Fahrzeug, dass er uns noch lange hinterher fotografiert. Wir aber konzentrieren uns auf den Santa Monica Boulevard, auch bekannt als das Ende der Historic Route 66. Wenn wir nun dem Boulevard folgen, kommen wir praktisch direkt nach Hollywood. Wie gesagt, so getan und nach einigem hin und her, links oder rechts, einmal hinauf und wieder hinunter und schon stehen wir mit dem Saurer 2DM inkl. Infanterie Anhänger auf dem Hollywood Boulevard. In einer Nebenstrasse finden wir sogar einen Parkplatz, was wir kaum glauben können. Auch hier wird unser „Hüsli“ sofort bestaunt und die ganze Geschichte nimmt wie üblich seinen Lauf.
Auf der Fahrt durch den Hollywood Boulevard wird uns zum Teil zugewunken, der Daumen in die Höhe gestreckt und heimlich fotografiert. Monika lässt es sich nicht nehmen, aus der Dachluke die ganze Geschichte zu beobachten. Was die ganze Sache noch ein bisschen exotischer oder kurioser macht und noch mehr Aufsehen erregt. Es macht schon riesig Spass und so fahren wir gleich zweimal durch den Hollywood Boulevard. So, nun haben wir es tatsächlich geschafft. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist nun unser „Hüsli“ der Erste und Einzige Saurer 2DM mit Infanterie Anhänger, der durch Hollywood fuhr. Zu unserer Überraschung war es verkehrstechnisch gar nicht eine so grosse Herausforderung, dafür aber umso mehr auf dem Highway beim Verlassen von Los Angeles (Ja, ja, es stimmt; Reisen bildet „ Stau auf der Autobahn“.). Es dauert daher etwas länger bis wir wieder den Highway Nr. 15, der von Los Angeles nach Las Vegas führt, erreichen. Etwas mühsam kriecht unser „Hüsli“ über das San Bernardino Gebirge. Bei Hesperia steuern wir einen grossen Truck Stop an (zu denen wir ja irgendwie doch auch dazugehören) und wählen ihn als Zwischen-Übernachtung. Zwischen den grossen amerikanischen Brummis wirkt unser „Hüsli“ plötzlich winzig, aber exotisch.

Bis Barstow sind es nur noch 50 Kilometer. Hier ist leider unser letzter Stop- und Besichtigungspunkt vor Las Vegas. Die Calico Ghost Town; eine rekonstruierte Silberminenstadt des 19. Jahrhunderts in malerischer Umgebung. Dieser Regionalpark ist eine Art „Zwitter“ zwischen historischem Erhaltungsanliegen und einer kommerziellen Touristenattraktion. Auf dem hübschen, zwischen Felsen angelegten Campground suchen wir uns ein passendes Plätzli und verbringen die letzten Tage in Naturnähe.

Wir sind schon etwas traurig, die Zeit verfliegt wie im Nu. Heute werden wir die letzte Etappe dieser Reise unter die Räder nehmen. Bereits in Baker schliesst sich der Kreis von dieser Etappe. Noch 100 Meilen trennen uns von Las Vegas, die Stadt, in der die 1. Etappe abrupt endete, die 2. begann und wieder endet.

Wir durften eine etwas kürzere, aber dennoch traumhaft schöne Reise erleben. Vieles haben wir gesehen, Schnee, Regen und Sonne gespürt und einige wirklich interessante Leute kennengelernt. Nun werden wir unser Hüsli wieder hier in Las Vegas einstellen; aber keine Angst: Fortsetzung folgt!
Gut hat unser alter Saurer gearbeitet, 4‘544 km ohne Schwierigkeiten zurückgelegt. Nun tut es uns schon etwas weh, dass wir unser „Hüsli“ wieder hier allein zurücklassen müssen, aber wir kommen wieder!

Am Samstag 5. Februar 2011 werden wir nun wieder nach Hause fliegen, denn die Arbeit ruft.
Aber freut euch schon jetzt auf unser nächstes Abenteuer.



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