Reisebericht vom 28. Dezember 2011

Reisebericht 02

Nachdem wir uns im Internet über die Wetterverhältnisse informiert haben, wissen wir nun, dass es in den kommenden Tagen schneien wird. Von Alamogordo nach Carlsbad fahren wir auf der Strasse 82 in östlicher Richtung. Gleich hinter der Stadt steigt sie hinauf in die Sacramento Mountains. Zwischen High Rolls und Mayhill läuft die Strasse in ca. 2600 m Höhe durch eine Gebirgsregion, in der im Winter Ski gelaufen wird und danach durch ein grünes Hochtal, bevor sie wieder in trostlose Halbwüste hinunterführt. Nach mehreren Stunden Fahrt erreichen wir den Brantley Lake State Park an dem man direkt am Stausee wild campieren darf. Wir sind wieder mal die Einzigen, hinter Büschen und Sträuchern nahe am Wasser bereiten wir uns auf den vorausgesagten Schnee vor.

In der Nacht wurde es sage und schreibe -11 °C. Davon haben wir nichts bemerkt, es war kuschelig warm unter unserer Decke. Tatsächlich sind wir, wie vorausgesagt, eingeschneit. So entschliessen wir uns kurzum, den heutigen Tag im Bett zu verbringen.

Der Schnee hält den warmen Sonnenstrahlen nicht lange stand und so steigt das Quecksilber schnell wieder über 15°C. Wir fahren weiter nach Carlsbad. Die Stadt hiess bis zum Ende des 19. Jh. schlicht Eddy. Als man aber eine Mineralquelle entdeckte, die in ihrer Zusammensetzung der des weltberühmten tschechischen Kurortes Carlsbad entsprach, nahmen die Bürger dies zum Anlass, ihr Wüstendorf umzutaufen. 18 Meilen südlich von Carlsbad stechen uns die zahlreichen, auffälligen Werbetafeln für White‘s City ins Auge. Wir erwarten ein Städtchen, tatsächlich aber besteht White‘s City nur aus ein paar Shops, Restaurants und Kneipen, einem Opera-House und 2 Motels. Alles im Western-Look. Unsere Aufmerksamkeit gilt aber den Carlsbad-Caverns (Tropfsteinhöhlen), den grössten zugänglichen Höhlen der Erde. Die Big Room Tour entspricht einem rund 2 km langen Rundweg ohne grössere Niveauunterschiede durch die riesengrossen Haupträume der Höhle in etwa 220 m Tiefe. Fledermäuse leben zwischen Frühjahr und Oktober in der Bat Cave, 50 m tief unter dem Eingang. Bei Sonnenuntergang steigen sie mit frenetischem Lärm auf (6000 pro Minute) und kehren im Morgengrauen zurück.

Unsere Fahrt geht weiter Richtung Südosten. Schon bald überqueren wir die Grenze nach Texas. Als erstes fallen uns die vielen Öl-Pumpen auf. Wie gerne würden wir doch so eine Pumpe mit dem schwarzen Gold anzapfen. Wir werden Texas in seiner gesamten Breite von Westen nach Osten durchqueren. Fast 1500 km liegen vor uns.

Texas hat den Beinamen „Lone Star State“ (Staat des einsamen Sterns), und hat von allen Bundesstaaten nach Alaska die zweitgrösste Fläche und nach Kalifornien die zweitgrösste Bevölkerungszahl. Mit seinen 254 Countys hat Texas die meisten Countys eines Bundesstaates der Vereinigten Staaten. Texas lässt sich in drei verschiedene Klimazonen unterteilen. Von der Küste aus, die fast ihrer ganzen Länge nach von Lagunen eingefasst ist, erstreckt sich 50 bis 100 km landeinwärts ein relativ flaches Gebiet, das zum Teil sehr fruchtbar und für den Anbau von Baumwolle, Zuckerrohr und stellenweise auch Reis vorzüglich geeignet ist. Dahinter erhebt sich ein wellenförmiges, hügeliges Land, welches, bis 320 km breit, den ganzen Nordosten des Staates umfasst und Grossteils von Prärien bedeckt ist. Der nordwestliche Teil des Staatsgebiets ist Berg- und Hochland und besteht zum Teil aus einem 1300 m hohen Wüsten-Sandsteinplateau. Der Norden ist sehr fruchtbar und wird noch heute für die Viehzucht genutzt. Im gesamten Süden und Westen wird Erdöl gefördert.

Erst nach sechs langen und anstrengenden Tagen Fahrt durch das wenig interessante und bis dahin kaum besiedelte Land, erreichen wir die Stadt Houston. Die Fahrt durch die Stadt erfordert wieder höchste Konzentration; ein verwirrendes Strassennetz, bis zu sechs Autobahnen sind übereinander mit Auf- und Abfahr-Rampen. Viel zu schnell ist die falsche Spur gewählt und man kurvt in eine ganz andere Richtung. Vorbei an der interessanten und mächtigen Skyline fahren wir in den Süden der Stadt, wo wir uns in einem Campingplatz einrichten. Houston werden wir nicht mit dem „Hüsli“ sondern zu Fuss und mit ÖV erkunden.

Houston – Cowboys und Raketen, eine moderne Grossstadt mit unübersehbarem Südstaatenflair. Weltweit bekannt geworden ist Houston als Sitz der Weltraumbehörde NASA. So war der Name „Houston“ das erste Wort das einst vom Mond zur Erde gefunkt wurde. Am 20. Juli 1969 teilte Neil Armstrong der Kommandozentrale mit: „Houston, hier Tranquillity Base. Der Adler ist gelandet.“ Das Houston Space Center stellt heute die Hauptattraktion der viertgrössten Metropole der USA dar. Doch Houston hat noch mehr zu bieten. Eine grandiose, moderne Skyline etwa, den zweitgrössten Theaterbezirk in den USA nach dem Broadway in New York und einen Museumsdistrikt mit 18 Museen. In Downtown Houston verbinden ca. 12 km unterirdische Wege die Bürohäuser. Aber anders als in Kanada nutzt man das Underground-Tunnelsystem nicht wegen der Kälte, sondern wegen der Hitze im Sommer. Nachdem wir nun die Tunnelsysteme in Kanada wie in Houston gesehen haben, steht eindeutig fest, dass die Tunnels in Kanada (Montreal) viel interessanter, spannender und lebendiger gestaltet sind.

Es sind ca. 80 km von Houston bis nach Galveston. Gulf Coast nennt man den Küstenstreifen, der sich von Florida bis nach Mexico hinzieht und dabei auf über 1000 km Länge den Süden von Texas prägt. Schon die Anfahrt ist interessant. Über eine gewaltige Brücke erreichen wir Galveston, die ehemalige spanische Hafen- und Piratenstadt. Nur einige Meilen ausserhalb der Stadt finden wir ein schönes Plätzli wo wir unser Hüsli mitten im Sandstrand parken können. Der Reiz der Küste überwiegt und so können wir auch über die Ölbohrtürme, die den freien Blick übers Meer verstellen, hinwegsehen.

Für unsere Weiterfahrt wählen wir die Küstenstrasse. Von Galveston müssen wir mit einer Fähre nach Bolivar übersetzen. Zu unserer Überraschung ist diese gratis. Vorgelagerte Sanddünen, weitgehend unberührte Natur und Vogelschutzgebiete, sowie attraktive Hafenstädte aber auch eher hässliche Chemiefabriken und Raffinerien kennzeichnen diesen Küstenstreifen. Ins Auge stechen uns die farbigen Häuser auf meterhohen Stelzen. Gegen Abend erreichen wir Port Arthur, eine 56‘000 Einwohner zählende Stadt. Port Arthur ist über den Sabine Lake mit dem Golf von Mexiko verbunden. Die Stadt hat mehrere Erdölraffinerien und ist ein wichtiges Zentrum der Erdölverarbeitung. Touristisch eher uninteressant, für uns als Übernachtungsort aber geeignet.

Von hier sind es noch ca. 60 km bis zu unserem schon vor Monaten geplanten Besuch bei der Schwester von Monikas Chefin. Elsbeth und Gary leben ausserhalb der Stadt Orange, idyllisch gelegen mit vielen Bäumen, drei Hunden und genug Platz. Für unseren Empfang hat Elsbeth die Schweizer Fahne rausgehängt. Obwohl wir das Ehepaar nicht kennen, kennen wir uns sofort und der Empfang ist sehr herzlich. Es gibt einiges zu erzählen, beim Mittagessen ruft Monikas Chefin Irene aus der Schweiz an. Ein grosses Bla bla beginnt. Bei Dunkelheit zeigen uns Elsbeth und Gary die Art von American Christmas. Mit dem Auto fahren wir zu den Villen-Vierteln. Mamma mia, das ist ja der helle Wahnsinn, die Häuser sind mit Lichterketten geschmückt wie in den besten Hollywoodstreifen. Eins pompöser als das andere. Irgendwie interessant, aber mit grossem Arbeitsaufwand und hoher Stromrechnung verbunden. Obwohl uns Elsbeth und Gary einladen, bei ihnen im Haus zu übernachten, schlafen wir in unserem Hüsli weil wir da ja komplett eingerichtet sind.

Nach einem echten amerikanischen Frühstück mit Speck, Eiern und allem was dazugehört, Rundgang durchs Haus, Garten und Land machen wir uns langsam wieder auf den Weg. Nach getaner Fotosession verabschieden wir uns von den sehr gastfreundlichen, neugewonnen Freunden Elsbeth, Gary und den drei Hunden.

Im nächsten Reisebericht. Erzählen wir, was uns so alles in Louisiana und der weltbekannten Stadt New Orleans erwartet.



Fotogalerie

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Fahr-Route White Sands NM - Orange TX 1'677 km



Fahr-Route Las Vegas NV - Orange TX 3'227 km